Ein Funke aus Menschlichkeit: die Justizwachebeamten in Wien-Mittersteig Josef Klat erzählt
Wir wurden vorsichtiger, doch am 5. November kam es zu Verhaftungen in ganz Wien darunter auch ich. Es folgten Tage und Nächte üblicher Verhöre, und mir wurde gesagt, dass bereits am 6. November 20 Menschen der tschechischen Sektion der KPÖ erschossen wurden und es werden sicher noch mehr – ich auch. Ich bin einige Monate im Gefängnis auf der Elisabethpromenade in Einzelhaft in der Zelle 28 gewesen – eine äußerst schwere Zeit.
Dann wurde ich ins Gefängnis am Mittersteig verlegt, zwar wieder in Einzelhaft, doch die dortigen Justizwachebeamten waren wirklich noch Menschen und keine Nazischergen.
Besonders zwei Namen werde ich nie vergessen: Der erste hieß Reiter, ein sehr ruhiger, besonnener Mann, der vielen Häftlingen Gelegenheit zu streng verbotener Zusammenkunft ermöglichte. Der zweite hieß Leitner, ein kleiner, rundlicher Mann, der ein wenig verrückt war, sagten wir, denn der litt tatsächlich mit den Häftlingen.
Der weinte fast, wenn ich vom Verhör vom Morzinplatz, der Wiener Gestapozentrale, gebracht wurde, und er lamentierte – „Was haben die schon wieder mit dir gemacht“ und gab mir ein Stück Brot oder eine angezündete Zigarette.
Doch einmal im Juni 1942 bekam ich von ihm eine ziemliche Ohrfeige, nachdem er mir gleich nach dem Wecken gesagt hatte: „In Prag haben sie den Heydrich getötet“ und ich ihm geantwortet habe: „Gott sei Dank ist das Schwein tot“. Als ich ihn danach dumm ansah, schimpfte er mit den Worten: „Du Depp, wenn das der Unrichtige gehört hätte, wärst du bereits hin“.Ich werde den Zweien immer dankbar bleiben und nicht nur ich.
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