Nero-Ausstellung eröffnet Ein Spaziergang durch die drei beteiligten Museen - Beitrag von volksfreund.de

Die Sonderausstellung über den römischen Kaiser Nero ist ab dem heutigen Samstag in Trier für Besucher geöffnet. Bis Mitte Oktober zeigt die Schau auf rund 2000 Quadratmetern fast 800 Exponate aus 21 Ländern. Unsere Reporterin ist dabei und schaut sich in allen drei beteiligten Museen um. Hier gibt es ihre fortlaufend aktualisierten Eindrücke in Wort und Bild.

Foto: Friedemann Vetter

Gestern war die Ausstellung offiziell eröffnet worden, in Anwesenheit zahlreicher Gäste.

Die Ausstellung «Nero - Kaiser, Künstler und Tyrann» im Rheinischen Landesmuseum Trier gilt als erste Ausstellung über den umstrittenen römischen Kaiser in Mitteleuropa. Nero lebte von 37 bis 68 nach Christus. Die Schau ist ein Gemeinschaftsprojekt des Landes Rheinland-Pfalz, der Stadt Trier und des Bistums Trier. Die Organisatoren erwarten insgesamt rund 150 000 Besucher.

Trier: Ab heute lädt Nero zur Audienz

Fotos: Katharina de Mos

Agrippina war ihrem Sohn Nero mal wieder ein Schrittchen voraus. Wenige Monate vor der großen Nero-Schau in Trier hat Köln seiner Stadtgründerin zum 2000. Geburtstag eine Sonderausstellung im römisch-germanischen Museum Köln geschenkt, über die zahlreiche deutsche Feuilletons berichteten. Doch welch eine Enttäuschung. In einem einzigen mit schwarzem Tuch bespannten Raum wurden die sehenswerten Exponate einfach hingestellt. Je ein Schild mit Text dazu. Fertig.

Foto: Katharina de Mos
Fotos: Katharina de Mos

Und so kann Nero erneut über seine Mutter triumphieren. Denn alles, was in Köln fehlte, um die Exponate und die Zeit der Intrigen, des überbordenden Luxus und eine der spannendsten Zeiten des römischen Kaiserreichs zu neuem Leben zu erwecken, gibt es nun in Trier. Man muss auch kein Geschichtsfanatiker sein, um von der Nero-Schau gut unterhalten zu werden. Hier erste Impressionen von der Schau, die diesen Samstag begonnen hat. Mehr als 150.000 Besucher werden erwartet. Schlange stehen musste man am Samstagvormittag allerdings noch nicht.

Erste Besucherreaktionen

Die ersten Besucher der Nero-Ausstellung im Landesmuseum sind begeistert. "Die Schau ist sehr beeindruckend", sagt Waltraud Scheld, die extra aus Frankfurt angereist ist, zwei Nächte bleibt und die Gelegenheit nutzt, Trier in verschiedenen Stadtführungen kennen zu lernen. Anders als bei manch andere Ausstellung findet Scheld auch die Erklärungen prima, den Text gut lesbar, ohne, dass man sich zum Lesen bücken müsste.

Fotos: Katharina de Mos

Das schon nach wenigen Stunden mit mehreren Seiten gefüllte Gästebuch strotzt vor Lob: Fantastisch, hervorragend, super, beeindruckend, spannend, lehrreich und "das hätte Nero gefallen". Besonders die in den Ausstellungsräumen zum Leben erweckte Domus Aurea, der goldene Palast Neros, beeindruckt die Besuche. Einziger Kritikpunkt im Gästebuch: "Es sollte mehr Sitzgelegenheiten geben". "Wir sind mit dem Auftakt sehr zufrieden", sagt Anne Kurtze vom Landesmuseum, obwohl es in den stimmungsvollen Räumen der Schau noch recht ruhig ist. Dies sei für die ersten Ausstellungstage normal.

Foto: Katharina de Mos
Foto: Katharina de Mos

Rheinisches Landesmuseum: Jeder Raum hat seine eigene Stimmung

Lichtinstallationen lassen Flammen lodern und versetzen den Besucher ins Jahr 64 nach Christus. Das Jahr, in dem Rom brannte und zu weiten Teilen vernichtet wurde. Nie gezeigte Funde aus der Brandschicht der antiken Metropole zeigen, wie die Menschen von der Katastrophe überrascht wurden: Bauarbeiter ließen mit Mörtel gefüllte Tongefäße einfach stehen und flüchteten. Zu sehen ist auch die einzig erhaltene römische Feuerlöschpumpe, die zeigt, wie ausgefeilt die Technik vor 2000 Jahren bereits war.

Foto: Katharina de Mos

Aus einem der Nachbarräume klingt Vogelgezwitscher herüber. Es kommt aus Neros goldenem Palast, der Domus Aurea. Doch bevor der Besucher dorthin gelangt, muss er sich von einigen Klischees verabschieden: Nero hat Rom nicht nur nicht angezündet. Er zeigte sich nach diesem Brand zudem als hervorragender Krisenmanager: Er ließ die Bevölkerung in seinen Gärten versorgen und setzte bei der Stadtplanung neue Sicherheitsstandards fest. So wurden die Straßen breiter, die Gebäude niedriger und Stein verdrängte den Baustoff Holz. Zudem ließ er die Wasserversorgung Roms erneuern.

Fotos: Katharina de Mos

Noch immer zwitschern die Vögel und locken in einen achteckigen Raum, der zum Herzstück der Schau wird. Er ist ein kleinformatiger Nachbau des luxuriösen Speisesaals der Domus Aurea: bunter Marmor zierte dort die Wände, Blumenblätter rieselten durch eine Öffnung in der Decke, die über und über mit Himmelszeichnungen verziert war. In den Nischen des Raums stehen Originale, an denen wohl auch Nero selbst sich erfreute: Statuen, Wandmalereien, ein Hase aus Marmor.

Foto: Katharina de Mos

Jeder einzelne Raum hat seine eigene Stimmung: Die goldenen Zeiten unter Neros Herrschaft werden in Goldfarben getaucht, Neros Morden ist ein dunkler Raum mit einer kopflosen Statue gewidmet. Über den Himmel zucken Blitze. Die Abwärtsspirale, die zu Neros Tod führte, symbolisiert ein blutroter, runder Raum.

Foto: Katharina de Mos

Wer die Ausstellung verlässt, weiß um sämtliche Facetten des Kaisers und ist in der Lage, die Klischees, die ihm in den Bildern im Stadtmuseum begegnen, richtig einzuordnen. „Wir sind sehr zufrieden mit dem ersten Besucherwochenende der Nero-Ausstellung. Bereits im Vorfeld war die Resonanz enorm und die ersten Besucher sind sichtlich begeistert von der einzigartigen Zusammenstellung hochkarätiger Exponate“, so Dr. Marcus Reuter, Direktor des Rheinischen Landesmuseum Trier.

Nero-Ausstellung im Stadtmuseum Simeonstift

Deutlich leichtere Kost empfängt die Besucher des Stadtmuseums Simeonstift, das zeigt, wie die Nachwelt mit dem Mythos Nero umging. Schon das von poppigem Pink dominierte Ausstellungsdesign bricht mit allem, was es in den beiden Häusern zuvor zu sehen gab. Wer eben noch Bilder von Märtyrern betrachtete, steht nun vor Filmplakaten, die für italienische Softpornos werben. Darunter “Nero und die Huren des römischen Reiches”.

Foto: Katharina de Mos

Portraits aus verschiedenen Jahrhunderten zeugen davon, dass das Bild des dekadenten, trotzigen, stiernackigen Kaisers unverändert blieb. Herzstück der Ausstellung ist aber ein Raum, dessen Wände komplett mit glänzender, pinkfarbener Folie überzogen sind, wie man sie sonst um Heuballen wickelt. Lust und Verbrechen lautet sein Thema. Zu sehen sind die Frauen, die Nero liebte und ermordete. Gleich zwei großformatige Gemälde zeigen, wie Nero seine schöne, halbnackte Mutter betrachtet, nachdem er sie töten ließ. Auch seine nicht minder schöne und halbnackte Gattin Poppaea Sabina ist Sujet dieses ungewöhnlichen Raums.

Fotos: Katharina de Mos

Bis heute mache die Mischung aus Grausamkeit und Sex einen Großteil von Neros Popularität aus, liest der Besucher dort in weißer Schrift auf pinkfarbenem Grund, ehe er sich Neros Tod zuwendet, den Smirnow 1888 in einem beeindruckenden, von verschiedenen Rottönen dominierten Großformat in Öl festhielt.

Nero-Ausstellung: Museum am Dom

Dass Nero der Erste und der Schrecklichste war, der Christen verfolgen ließ, wird im Museum am Dom vertieft. Großformatige Wandbilder zeigen dort die Ermordung einer jungen, schönen Christin oder Gläubige, die den Löwen vorgeworfen werden.

Foto: Katharina de Mos

Ein besonderes Stück ist ein Schrank der einst zur Abtei St. Maximin gehörte. Im krassen Gegensatz zu seinem schwülstig lieblichen Design steht das blutrünstige Geschehen in seinem Inneren: In Wachsfiguren ist nachgestellt, wie römische Soldaten Christinnen den Hals oder die Arme abhacken, während in der Mosel übel zugerichtete Leichen vorbeitreiben. Ein Martyrium, das übrigens lediglich Legende ist.

Fotos: Katharina de Mos

Besonders gut gefällt Elke und Walter Schäfer aus Lahnau bei Gießen, was das Dommuseum Kindern bietet: einen eigenen Raum, der der Frage nachgeht, wer Nero und Jesus waren oder was es mit den römischen Göttern auf sich hat. Andere Besucher loben die ausgezeichneten Audioguides in leichter Sprache.

In Trier, dessen Gastronomen nun mit Nero-Tellern werben, ist der Kaiser wieder so lebendig wie jemand, der fast zwei Jahrtausende tot ist, sich das nur wünschen kann. Damals liebte ihn das Volk. Und das tut es noch immer. Gabriele und Friedemann Sauer sind aus Reutlingen angereist. Ganze zehn Tage lang werden sie in Trier bleiben, weil Nero sie rief. Da sag noch einer, das wäre ein schlechter Kaiser.

Ein Beitrag von volksfreund.de, alle Rechte vorbehalten. Bericht: Katharina de Mos. Fotos: Katharina de Mos, Bram de Mos. Produktion: Miguel Castro, Sharon Kohr, volksfreund.de.

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Redaktion volksfreund.de
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