La Palma Insel unter Sternen

Wenn die Sonne untergeht, verändert sich die Insel.

Eine Reise beginnt. An einen dunklen Ort. Nachts. Ein Ort, ganz anders als bei Tag.

Nur Mondlicht beleuchtet die Landschaft. Vulkane, Wälder...

Pico Birigoyo und die Aschefelder des Llano del Jable

Ein unendlicher Sternenhimmel beherrscht die Nacht.

Wenn es Nacht wird auf La Palma...

La Palma ist bei vielen Urlaubern als Kontinent in klein, als eine der steilsten Inseln der Welt, natürlich als Wanderparadies und als grünste der Kanarischen Inseln bekannt. La Palma hat aber noch eine Eigenschaft, die viele Menschen direkt erst einmal gar nicht wahrnehmen:

Auf La Palma wird es noch richtig dunkel.

Wenn man nachts auf der Insel unterwegs ist, merkt man sehr schnell, wie hell die Nächte in unseren dichtbesiedelten Gegenden geworden sind. Die Gründe für diese Lichtverschmutzung sind vielfältig: auch nachts hell erleuchtete Straßenzüge, Industrieanlagen, Werbung, Effektbeleuchtungen und vieles andere mehr. Kunstlicht wird an Wolken und Staub in der Luft gestreut und taucht die Nacht so in beständiges Zwielicht, in einen Zustand zwischen Nacht und Tag.

Auf La Palma ist das anders.

Es ist erstaunlich, zu welchen Leistungen unsere Augen in der Lage sind. Nach einer gewissen Zeit in der Dunkelheit nehmen wir immer mehr Details war, Strukturen werden im Sternenlicht sichtbar. Andere Sinne werden zusätzlich geschärft. Geräusche und Düfte intensiver. Das Abenteuer Nacht beginnt...

Milchstraße über dem Roque de los Muchachos

Hier auf La Palma ist die Nacht geschützt. Die wenigen größeren Ortschaften und Städte sind auf besondere Weise mit nach unten abstrahlenden Lampen beleuchtet.

Santa Cruz und Los Llanos mit dem Aridane-Tal

Straßen außerhalb der Ortschaften sind unbeleuchtet. Flutlicht wird nach Mitternacht abgeschaltet. Ab und zu ein Licht in den Bergen, von einer kleinen Finca.

Nimmt man im Winter den letzten Flug von Tenerife nach La Palma, hat man das Gefühl, beim Anflug im Meer zu landen. Die Insel ist fast unsichtbar.

Die Nacht gehört wieder den Sternen.

Zwei Galaxien: Das Band der Wintermilchstraße und Andromeda

Augen in der Dunkelheit

MAGIC

Wenn etwas besonders schutzbedürftig ist, ist es gut, einen mächtigen Verbündeten zu haben.

Seit Jahrtausenden sind Menschen von der Unendlichkeit des Nachthimmels fasziniert. Ihm wurde der Sitz der Götter zugeschrieben. Sternzeichen legen Zeugnis davon ab.

Menschen haben immer schon die Sterne und den Lauf von Sonne und Mond erforscht. In der langen Reihe der Beobachtungsposten, die irgendwo bei Stonehenge beginnt, markiert La Palma einen Ankerpunkt.

Hier stehen die modernsten und zum Teil größten Observatorien der Welt.

MAGIC I und MAGIC II, die beiden größten Cherenkov-Teleskope der Welt

Das GTC, das weltgrößte Spiegelteleskop

Und noch viele andere mehr.

Das WHT und SST
Das INT
Das LT
Monduntergang am TNG

Der Roque de los Muchachos, mit über 2.400 Metern über dem Meer und 15 Observatorien, ist ein Ort der Forschung. Begünstigt durch die einzigartige Orographie der Insel herrschen hier nahezu perfekte Bedingungen.

Aber der Rand der Caldera de Taburiente, dessen höchste Erhebung der Roque de los Muchachos ist, ist auch ein mystischer Ort.

Ein Ort, an dem modernste Forschung auf jahrtausendealten Glauben trifft. Ein Ort, an dem absolute Stille herrscht. Ein Ort an der Schwelle zur Unendlichkeit.

Landschaft unter Mond und Sternen

Doch La Palmas Gipfel ist nicht der einzige Ort, der sich in der Nacht verändert. Wenn die Observatorien erwachen, verzaubern Mond, Sterne und die schwache künstliche Beleuchtung die schlafende Insel.

Milchstraße über dem Roque Teneguia im Süden La Palmas
Bei El Paso
Startrails über dem Monumento al Infinito
Mondaufgang hinter Tenerife

Das Mondlicht erzeugt eine ganz eigene Stimmung. Vor allem im Winter, wenn die Sonne früh untergeht und dem Mond das Feld überlässt, entstehen ganz eigene, ungewohnte Landschaftsbilder.

Am Puerto de Garafía

Steilküste bei Garafía. Stille, nur entferntes Meeresrauschen.

Ein sicherer Hafen bei Charco Verde an der Westküste.

Tagsüber geschäftiges Treiben, nachts Leere. Der Kirchplatz von Todoque.
Gefrorene Bewegung. Startrails und Bronzefigur bei San Bartólo
Leuchttürme und Sterne, seit Jahrtausenden Wegweiser der Seeleute.

La Palmas Geschichte war wechselvoll. Aufgelassene Opuntien-Felder. Verwilderte Mandelhaine. Alte Mühlen, in denen Gofio gemahlen wurde.

Zeugen der Vergangenheit. Tagsüber unbeachtet, nachts von ganz eigener Schönheit in ihrem Verfall.

Alte Mühle bei Garafía

Viele Menschen müssen erst wieder lernen, die Nacht und die Dunkelheit als etwas Schützenswertes zu erleben. Nicht als etwas Bedrohliches. Sondern als etwas, das seit Jahrmillionen den Takt des Lebens vorgibt.

Bei den Leuchttürmen von Fuencaliente

Als in Los Angeles flächendeckend der Strom ausfiel und die Metropole in Dunkelheit lag, liefen die Menschen panisch zur Polizei und fragten nach der Erscheinung am Himmel, dem hellen Band, das sich quer über das Firmament spannte.

Sie hatten zum ersten Mal in ihrem Leben die Milchstraße gesehen.

Phänomene

Und noch etwas tritt hervor: Wetter- und Atmosphärenphänomene, die in unserer dichtbesiedelten Welt im Zwielicht unserer Nächte untergehen.

Erst echte Dunkelheit lässt das schwache Glühen einer Atmosphäre erahnen. Erst wirklich klare Luft macht den Halo um den Mond in dieser Deutlichkeit sichtbar.

Airglow über dem Isaac-Newton-Teleskop. Mond-Halo, gebildet aus Eiskristallen.
Fotografieren ist finden, was sich verliert.

Fotografieren heißt Sehen lernen, und dieses Lernen sollte nie zu Ende gehen. Ebensowenig wie das Staunen über das, was das Auge ahnt und die Kamera sichtbar macht. Aber ist Ahnen nicht manchmal doch besser als Sehen?

Hier endet die Reise über die Insel unter Sternen. Für den Moment. Es gibt noch so viel zu entdecken, Orte neu zu sehen. Bekanntes in neuem Licht zu sehen. Bis der neue Tag erwacht.

Alle Bilder (c) by Kai Stockrahm

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Kai Stockrahm
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