Island 4. Teil Nach Regen kommt Sonne

Am nächsten Tag wache ich auf dem Campingplatz im Skaftafell-Nationalpark auf. Es regnet. Und zwar genauso wie es die Mitarbeiterin am Empfang bereits am Abend vorher prognostiziert hat. Lang, endlos und ergiebig. Vorsorglich hatte sich mich gebeten nur auf einem bestimmten Teil des Parks mein Wohnmobil abzustellen. Der heftige Regen und Sturm der letzten Tage hatte leider einen Großteil des Platzes in eine Seenlandschaft verwandelt. Ich verbringe den Morgen damit in Ruhe zu frühstücken, die ersten Bilder zu sichten und die wenigen Backpacker zu bemitleiden, die sich unter einem Grillstand vor dem Regen in Sicherheit gebracht haben. Durch's offene Fenster meines "Arbeitsplatzes" sehe ich einige neugierige Vögel auf mein Wohnmobil zu hüpfen. Gespannt und neugierig schauen zu mir hinauf. Scheinbar hat sich unter ihnen der Campingplatz bereits als wertvolle Nahrungsquelle herumgesprochen. Da ich allerdings nichts für die gefiederten Buddys im Angebot habe, machen sie sich schnell wieder von dannen. Gegen Mittag lässt der Regen ein klein wenig nach und mir fällt langsam aber sicher die Decke auf den Kopf. Ein Besuch im Nationalparkzentrum soll Abhilfe schaffen und so stapfe ich mit Regenkleidung und Stiefeln bewaffnet los.

Der kurze Weg reicht um meine Outdoorkleidung wieder einmal aufs Äußerste zu strapazieren. Im Nationalparkzentrum gibt es neben den obligatorischen Souvenirs eine Menge Informationen über den Skaftafell-Nationalpark, der seit einigen Jahren in den Vatnajökull-Nationalpark eingegliedert worden ist. Neben den Gletschern und dem berühmten Svartifoss-Wasserfall gibt es dort viele tolle Wanderwege zu erkunden. Ich checke eine Karte und entscheide mich, bei halbwegs brauchbarem Wetter die Aufstieg zum Kristinartindar zu wagen, einen ca. 1100 Meter hohen Berg im Nationalpark. Momentan sagt der Wettergott aber nichts in der Richtung voraus und so stapfe ich durch den Regen weiter zum Skaftafellsjökull. Eine Gletscherzunge welcher nur wenige Kilometer vom Campingplatz entfernt liegt.

Es regnet immer noch und ich bin inzwischen heilfroh, ein wirklich erstklassiges Paar Gummistiefel dabei zu haben. Je näher ich dem Gletscher komme, desto dichter wird der Nebel. Die Vegetation ist schlagartig verschwunden und ich habe das Gefühl in einer Mondlandschaft zu stehen. Der Regen und der Nebel lassen mystische Endzeitstimmung aufkommen. Auf einmal tauchen in der Ferne die ersten Eisberge auf, die sich bereits vom Gletscher gelöst haben.

Ich merke langsam, dass Island immer in der Lage ist ein As aus dem Ärmel zu ziehen. Selbst bei schlechtestem Wetter lässt es einen sprachlos dastehen und einfach nur Staunen. Ich mache ein paar Schnappschüsse mit der Leica und versuche schon gar nicht mehr sie vom Regen zu schützen. Ein Wunder, dass sie überhaupt noch funktioniert, aber das isländische Wetter scheint ihr überhaupt nichts auszumachen. Binnen weniger Minuten ändert sich auf einmal alles. In der Ferne taucht plötzlich Sonnenlicht auf und nach einiger Zeit sind Regen und Nebel komplett verschwunden. Der Gletscher und die dahinter liegenden Berge leuchten nun in den allerschönsten Farben. Es ist unfassbar wie schnell und heftig sich das Wetter auf Island ändern kann.

Dr Nebel lichtet sich und so tauchen noch einige weitere Wanderer auf. Der plötzliche Wetterumschwung scheint alle erheblich aufzuheitern. Kein Wunder, denn der Regen war mehr als ergiebig.

Ich öffne zum ersten Mal meine Jacke und genieße die warmen Sonnenstrahlen während ich mich langsam aber sicher auf den Rückweg mache. Das schöne Wetter möchte ich nutzen um noch einige schöne Aufnahmen vom Svartifoss-Wasserfall zu machen.

Auf den Svartifoss habe ich mich schon lange gefreut. Der Skogafoss oder der Selljalandsfoss allein sind schon Attraktionen, die eine Islandreise rechtfertigen würden. Hier sind sie aber nur eine von vielen. Einfach unglaublich. Der Svartifoss ist ein kleinerer Wasserfall im Skaftafell-Nationalpark welcher mitten im Grünen, eingebettet in schwarzen Basaltsäulen liegt. Nach einem kleinen Aufstieg vorbei an einem anderen Wasserfall erreicht man einen Hügel von dem man einen wunderbaren Blick auf den Wasserfall hat. Von hier oben sehe ich bereits einige andere Fotografen am Wasserfall und erkenne gleich ihr Problem. Hektisch krabbeln sie am Fluss, auf der Brücke und den umliegenden Felsen herum und kommen scheinbar nicht so recht zum Zuge.

Der Svartifoss führt in diesen Tagen eine Menge Wasser und sorgt für jede Menge Gischt in der Schlucht. Nur wenige Augenblicke genügen und die Frontlinse ist voller Wassertropfen. Ich genieße also die Aussicht innnerhalb der Schlucht und belasse es bei einigen Schnappschüssen. Für meine Langzeitaufnahmen scheint der Hügel die bessere Wahl zu sein. Die absolut richtige Entscheidung. :)

Die warmen Sonnenstrahlen lassen den Regen und das schlechte Wetter der letzten Tage schnell vergessen. Zufrieden und entspannt genieße ich den Sonnenuntergang bevor ich mich auf den Rückweg zum Wohnmobil mache.

Created By
Dominik Neesen
Appreciate

Made with Adobe Slate

Make your words and images move.

Get Slate

Report Abuse

If you feel that this video content violates the Adobe Terms of Use, you may report this content by filling out this quick form.

To report a Copyright Violation, please follow Section 17 in the Terms of Use.