„Ein Erlebnis auf der „Liesl“ aus einem Interview mit Käthe Sasso

„Ein Erlebnis auf der „Liesl“, das ich hatte, war ungefähr eine Woche nach meiner Verhaftung, wo ich schon mehrere schlimme Verhöre hinter mir hatte.

Polizeigefangenenhaus "Liesl" © MKÖ / Sebastian Philipp

Ich wurde ich in der Früh geholt, und ein besonders arger, schlimmer Gestapo-Beamter, seinen Namen kannte ich damals nicht, jetzt schon: Franz Punz, verhörte mich. Er war der Chef vom Referat 4a1, 2. Stock, Zimmer 210. Während des Verhörs hat er mich auf grausame Art gezwungen ein Beistelltischerl in die Mitte des Raums zu stellen und holte aus der Schreibtischlade einen ausgefransten Gummiriemen, der innen dünne Drähte hatte. Er musste mich auf das Beistelltischerl legen, und er kündigte mir 25 Schläge mit dem Gummiriemen an.

Ich weiß nicht, hat er sechs Mal oder acht Mal hingeschlagen, ich habe Fäuste gemacht. Das war der Tag, an dem ich mir gedacht habe: Erschlagt mich, ich werde niemanden verraten.

Nachdem das Verhör und die Folter beendet waren, musste mich ein anderer Beamter zurück auf die „Liesl“ in meine Einzelzelle bringen. Die diensthabenden Aufseherin sagte mutig: „Jetzt bringt´s uns schon Kinder!“. Daraufhin hat der Gestapo-Beamte zu dem Polizisten, der die Zelle 92 aufgesperrt hat, gesagt: „Lasst sie morgen liegen und schickt ihr einen Doktor.“

Der diensthabende Polizist sperrte in der Nacht die Zelle auf und versuchte mich mit ein paar netten Worten zu trösten. Tatsächlich kam am nächsten Tag ein sehr lieber, freundlicher Mensch, der der Arzt war. Von diesem Arzt hatten wir auch später nur Hilfe und gute Worte gehört. Er gab mir Tabletten und versuchte zu helfen. In meinem Fall hat er sogar, wahrscheinlich wegen meinem jungen Alter, einen Enthaftungsantrag mit der Begründung, ich hätte Lungen TBC, gestellt. Der Enthaftung wurde natürlich nicht stattgegeben. Der Arzt hat mir ein Grahamweckerl und 1 Woche lang ein Viertel Liter Milch verordnet.

Da sieht man wieder die Gegensätze von den furchtbaren Gestapo-Beamten und anständigen Menschen, die es leider nur auf der „Liesl“ gegeben hat.

© MKÖ: Interview MKÖ mit Käthe Sasso

© MKÖ: Käthe Sasso

© MKÖ: Käthe Sasso & Werner Faymann

© MKÖ: Käthe Sasso & Barbara Prammer

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Mauthausen Komitee Österreich
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