Island - 3. Teil Auf dem weg nach Skaftafell

Ein letztes Mal blicke ich noch zum Skogafoss-Wasserfall bevor ich mich auf den Weg zum Skaftafell-Nationalpark mache. Das gute Wetter, dass mir hier heute die ersten beeindruckenden Bilder beschert hat, soll sich laut Wetterbericht nicht lang halten und so beschließe ich, die Phase mit Fahren zu überbrücken. Einige Ziele werde ich dabei überspringen um dann in der darauf folgenden Woche das Feld von hinten aufzuräumen.

Mein Ziel soll der Skaftafell-Nationalpark sein. Dort soll es einen gutbewerteten Campingplatz geben, das Besucherzentrum des Nationalparks sowie ein kleines Café. Mir scheint dieser Ort genau das Richtige zu sein um den morgigen Regentag zu überbrücken.

Schon nach einigen Minuten habe ich das Gefühl nicht mehr zu fahren sondern zu reisen. Die Uhr scheint mir unwichtig und ich lasse mich von der beeindruckenden Landschaft berauschen. Immer wieder erheben sich einzelne Berge um die die Straße herumführt. Die Sonne scheint hell und intensiv und lässt die Farben abermals aufleuchten.

Nach wenigen Kilometern erreeiche ich Vík. Den südlichsten Ort Islands. Hier prallt die volle Wucht des Atlantiks gegen die Küste. Vík ist berühmt für seine kleine Kirche, die oberhalb des Ortes liegt. Seine schwarzen Lavasandstrände, sowie die naheligende Halbinsel Dyrholaey.

Bei meiner Ankunft in Vík hab ich von einem Parkplatz aus freie Sicht auf den Strand und die berühmten "steinernen Trolle". Island braucht auch hier nur wenige Minuten um die Lichtstimmungen mehrfach umzukrempeln. Ich belasse fürs erste bei einigen Schnappschüssen und beschließe Vík zu einem späteren Zeitpunkt meiner Reise einen längeren Besuch abzustatten.

Ich setze mich wieder weiter in Bewegung gen Osten. Langsam aber sicher werden die Wolken dichter und das angekündigte Regengebiet lässt sich erahnen. Trotzdem hat mich die Landschaft in ihrem Bann. Schlagartig ändert sich alles. Auf üppigen Wiesen folgen lavasteinüberzogene Mondlandschaften. Regelrechte Wüsten und Einöden.

Das Fahren auf Island ist eine Herausforderung. 90km/h sind auf der Ringstraße erlaubt. Die Landschaft fesselt den Blick und einige Geraden scheinen endlos zu sein. Immer wieder muss man auf der Hut vor Schafen sein, die in kleinen Gruppen urplötzlich über die Straße wechseln.

Mit jedem Kilometer den man weiter in den Osten fährt, scheint Island ursprünglicher zu werden. Die Straße wird schmaler, die Brücken enger, die Ortschaften kleiner. Ich passiere die Ortschaft Kirkjubæjarklaustur und tauche nach wenigen Minuten in das gigantische Lavafeld der Laki-Eruption aus dem 17. Jahrhundert ein.

Damals brach die Vulkanreihe Lakagigár über ein Dreivierteljahr lang aus 130 Kratern aus und sorgte dafür, dass sich über 14 Kubikkilometer Lava über den Süden Islands ergossen. Über 600 Quadratkilometer Land wurden darunter begraben. Die größte von Menschen dokumentierte Vulkaneruption der Geschichte.

Der Ausstoß von Aschewolken sorgte für eine Verdunklung der nördlichen Hemisphere, auf die kurze Sommer, strenge Winter und schlussendlich die französische Revolution folgten. Die gewaltige Menge von 8 Millionen Tonnen giftigem Flour ließ auf Island die Vegetation absterben. Ein großer Teil der isländischen Viehbestände ging zu Grunde.

Heute ist die erkaltete Lava von gigantischen Moosflächen überzogen, welche das Sonnenlicht in allen erdenklichen Grüntönen erstrahlen lässt. Es ist erstaunlich weich und sagenhaft an. Trotzdem lässt dieser Ort einem irgendwie das Blut in den Adern gefrieren. Die Flächen sind gigantisch und ein Spaziergang in dem Feld macht einem bewußt, wie klein und hilflos der Mensch in Angesicht einer solchen Naturgewalt sein kann. Der Vulkanismus ist auf Island überall präsent und eine solche Eruption kann sicher jederzeit wiederholen. Dessen sollte man sicher jederzeit bewußt sein.

Ich setze meine Fahrt fort und verlasse das Lavafeld recht zügig. Nach einigen Kilometern erreiche ich einen Parkplatz neben dem ein Hügel mit seltsamen kleinen Steinformationen zu sehen ist.

Wie fast auf allen Parkplätzen entlang der Ringstraße findet man auch hier einen kleinen Rastplatz vor, sowie eine Hinweistafel auf der erklärt wird was es mit den kleinen Steinhaufen auf sich hat:

An dieser Stelle befand sich einst ein großer Gutshof, welcher durch einen Ausbruch der Katla zerstört wurde. Die Tradition verlangte, dass jeder, der zum ersten Mal an diese Stelle vorbeikam eine Steinwarte errichtete um sich Glück auf seiner Reise zu sichern

Von hier an wurden all diese Rastplätze zu meinem ersten Islandgeheimtip: Alle sind landschaftlich wunderbar gelegen. Oft führen kleine Wanderwege von Ihnen ab, die zu kleinen Spaziergängen abseits der Touristenmagnete einladen. Hier ist Island mit am Schönsten und Eindrucksvollsten. Fast an jedem Rastplatz gibt es etwas zu entdecken. Auf große Hinweisschildern und Karten kann man sich wunderbar über die nähere Umgebung informieren. Rastplatz-Hopping lohnt sich auf Island definitiv! ;)

Wieder setze ich meine Reise fort und lasse mich durch die wechselhafte Landschaft Islands treiben. So erreiche ich nach einer beeindruckenden Fahrt das Besucherzentrum und den dazugehörigen Campingplatz vom Skaftafell-Nationalpark. Eine freundliche Mitarbeiterin empfängt mich, erkundigt sich wie ich den Sturm der letzten Tage überstanden hätte und erklärt mir den Weg zu meinem Stellplatz, welcher hoffentlich auch nach dem anstehendem Regen in der kommenden Nacht noch trocken sein wird.

Created By
Dominik Neesen
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