Island 1. Teil  Die Ankunft

Hallo Island, schön Dich kennenzulernen....

Endlich…. Über ein Jahr des Wartens und der Planungen sind vorbei. Ich bin in Island. Eigentlich müsste ich „auch“ schreiben, denn dieses Land im hohen Norden erlebt momentan einen gewaltigen Boom. Jeder Fotograf der etwas auf sich hält war schon hier und hat seine Bilder und Gedanken zu diesem Land kundgetan. Trotzdem hat es mich nicht davon abgehalten Flugticket und Wohnmobil zu buchen um diesem einzigartigen Fleckchen Erde einen Besuch abzustatten.

2 Tage sind seit meiner Ankunft vergangen und ich bekomme langsam aber sicher ein Gespür für dieses einzigartige Land. Eins ist klar: Wer auf Sonne, Sommer, Strand und Meerurlaub steht, der ist hier definitiv am falschen Ort. Erst Recht zu dieser Jahreszeit. Gleich die Begrüßung fällt sehr „isländisch“ aus. Beim Verlassen des Flugzeugs fühlt es sich an als ob man mir einen Eimer kaltes Wasser ins Gesicht schüttet. Es stürmt und regnet wie wir verwöhnten Mitteleuropäer es nur von einem handfesten Herbsturm gewohnt sind. Mit beiden Händen zerre ich meinen Rollkoffer durch den Sturm in Richtung Airport-Hotel, wo ich meine erste Nacht verbringen will. Völlig durchnässt erreiche ich die rettende Lobby, in welcher ein junger, isländischer Portier relativ unbeeindruckt von meiner Ankunft Notiz nimmt. Er begrüßt mich, für einen Isländer typisch, unaufgeregt freundlich und beginnt mit dem Check-in. Sein Blick bringt mir erst etwas Verwunderung entgegen, als ich ihn auf das Wetter anspreche. Er schaut etwas ungläubig aus dem Fenster welches vom Regen ordentlich betrommelt wird: „Oooh… Yes… It’s quite a bit windy today….“ Entspannt widmet er sich weiter dem „Check-in“ und gibt meine Daten in seinen Computer ein. „A bit windy…“, murmele ich. Er blickt zu mir auf und wir müssen beide schmunzeln…. :)

Am nächsten Morgen mache ich mich auf um mein Wohnmobil abzuholen, welches ich für meine Reise gebucht hatte. Es ist mein erster Urlaub in einem Solchen Gefährt und dann auch noch gleich in einem fremden Land. Ich werde von einem Mitarbeiter in ein nahegelegenes Industriegebiet gefahren, da dort in einer separaten Halle die Wohnmobile ausgehändigt werden. Wir kommen unterwegs ins Gespräch und er erzählte mir, dass die Stürme auf Island in letzter Zeit stark zugenommen hätten. Allein in diesem Jahr hätte sein Unternehmen 5 Wohnmobile verloren. Zum Glück wäre nie etwas Schlimmes passiert. Mir wird etwas flau im Magen.

In einer kleinen Halle wird mir ein gemütliches, passend großes Wohnmobil präsentiert. Der Mitarbeiter nimmt sich ausreichend Zeit um mir alles in Ruhe zu erklären. Am Ende gibt er mir sogar noch zahlreiche Tipps und optimiert mit mir gemeinsam am Computer meine Reiseroute für die nächsten Tage, da der Wetterbericht leider nicht viel Positives zu berichten hat. Inständig werde ich gebeten die Vorhersagen, insbesondere die Windgeschwindigkeiten im Auge zu behalten und meine Route danach abzustecken. Mein erstes Ziel sollte eigentlich der Skogafoss-Wasserfall sein. Er gibt mir den Rat, kleinere Etappen zu fahren um ein Gefühl für das Fahren eines Wohnmobils bei diesem Wetter zu bekommen. Erstmal nur Reykjavik, dann evtl. noch weiter nach Selfoss und schlussendlich dann weiter zum Skogafoss. Zum Glück erweist sich das Wetter als halbwegs gnädig und meine Fahrkünste bringen mich sicher bis zum Seljalandsfoss. Dem ersten beeindruckenden Wasserfall auf meiner Reise.

Selljalandsfoss

Leider hat es seit meiner Ankunft auf Island nicht aufgehört zu regnen und in mir macht sich erste Ernüchterung breit. Im Minutentakt treffen am Seljalandsfoss große Reisebusse ein, welche fließbandartig überwiegend asiatische Touristen auspucken und ebenso schnell wieder wegtransportieren. Die ganze Szenerie und das miese Wetter zerren ordentlich an meinem Gemüt. Die paar 100 Meter vom Parkplatz aus zum Wasserfall genügen um meine Outdoorkleidung einen ersten isländischen Härtetest zu unterziehen. Der Wind lässt immer wieder heftige Böen aufkommen und peitscht mir den Regen ins Gesicht. Nur kurz lasse ich immer wieder meine Leica unter der Jacke hervorblitzen um wenigstens ein paar Schnappschüsse zu machen.

Am Wasserfall angekommen quäle ich mit den anderen Touristen über den kleinen Weg, welcher HINTER dem Seljalandsfoss herführt. Inzwischen sind Regen und Wind so stark geworden, dass ich kaum noch unterscheiden kann ob ich vom Wetter oder der Gischt des Wasserfalls geduscht werde. „Egal…!“, denke ich mir. „Jetzt erst Recht…!“

Hinter dem Wasserfall ist die Stimmung unter den Touris allerdings sehr locker. Geteiltes Leid ist scheinbar doch irgendwie halbes Leid und man fühlt sich irgendwie Teil einer extreeeem coolen Gemeinschaft zu sein. Bei beschissensten Bedingen hat man es immerhin gebracht HINTER diesem Wasserfall her zulaufen. YEAH….! :-D Ich beobachte das völlig durchnässte Treiben eine Weile und muss wieder schmunzeln. Als ich auf der anderen Seite wieder hervortrete hat sich meine Laune wieder etwas erhellt und ich amüsiere mich über eine kleine Gruppe asiatischer Fotonerds, die hektisch und völlig überfordert versuchen mit ihren Kameras und Stativen im Sturm den berühmten Wasserfall zu fotografieren, bevor sie der wartende Reisebus zur nächsten Islandattraktion fährt.

Einige 100 Meter links vom Seljalandsfoss liegt in einer Schlucht versteckt der Gljúfrabúi-Wasserfall. Von den übrigen Tagestouristen wird dieser aber nicht beachtet so mache ich mich auf den Weg dorthin. Zum ersten Mal wird mir dabei bewusst, wie unfassbar vielfältig Island ist. In Deutschland muss man schon einige Kilometer in Kauf nehmen um einen halbwegs annehmbaren Wasserfall zu finden. Hier liegen gleich 2 beeeindruckende direkt nebeneinander. Und Island hat noch unzählige mehr zu bieten.

Schließlich entscheide ich mich aber dafür, weiter zum Skogafoss zu fahren um dort meine erste Wohnmobilnacht zu verbringen. Nach einigen Kilometern erreiche ich einen Bergvorsprung, hinter dessen auf einmal der imposante Wasserfall zum Vorschein kommt. 30 Meter breit, 60 Meter tief. Wie ein perfekter Vorhang stürzt hier das Wasser ins Tal. Zum ersten Mal fällt mir auf Island vor Staunen die Kinnlade nach unten.

Auch hier hat man sich inzwischen auf den Tourismus prima eingestellt. Neben Hotels, Restaurants findet man auch einen Campingplatz vor. Ich positioniere mich auf einem der Wohnmobilstellplätze und entdecke schnell die Vorzüge eines solchen Mobils. Strom ist vor Ort vorhanden und ich bereite mich und mein fahrbares Heim auf den Sturm in der nächsten Nacht vor.

Am Abend lässt der Regen endlich nach und ich entscheide mich spontan für einen kleinen Spaziergang zum nur wenige Meter entfernten Wasserfall.

Vor diesem Wasserfall zu stehen ist ein unbeschreibliches Gefühl. Es hat etwas absolut Sureales. Er ist unfassbar gigantisch, liegt so dermaßen perfekt in der Landschaft und man hat die Möglichkeit bis fast vor den Wasservorhang zu treten. Diese Nähe ist einfach atemberaubend und lässt einen schlichtweg minutenlang mit offenem Mund da stehen.

Ich mache einige Aufnahmen und genieße das milde Wetter und die frische Luft. Die kommende Nacht soll ungemütlich werden und so verziehe ich mich nach einem kleinen Rundgang in mein Wohnmobil und genieße von mein Schlafplatz aus die Aussicht auf den Skogafoss.

Created By
Dominik Neesen
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