Island 9. Teil Dyrhólaey und noch viel mehr

Ich verlasse Skaftafell am frühen Morgen und freue mich, dass es langsam wieder in Richtung Heimat geht. Bis jetzt hat Island meine Erwartungen bereits bei Weitem übertroffen. Die "Must-Haves" auf meiner Reiseliste habe ich zum Teil alle mehrfach gesehen. Nun liegen immer noch 2 weitere Tage vor mir und die werde ich nun mit vielen kleinen Extras füllen.

Ich beschließe, mich langsam wieder in Richtung Westen nach Vík í Myrdal zu begeben. Auf dem dortigen Campingplatz werde ich das nächste Nachtlager aufschlagen. Auf dem Weg dorthin liegen noch weitere Highlights, die ich in aller Ruhe anfahren werde.

Auf den wenigen Kilometern von Skaftafell nach Kirkjubaearklaustur zeigt mal wieder wie unglaublich vielfältig dieses Land ist. Das Wetter ist super und ich fühle mich von Island mit Eindrücken bis zum Rand aufgefüllt. Ein wenig fühlt es sich an, als ob man an einem prall gedeckten Tisch mit dem leckersten Essen sitzt und bereits nach dem 2 Gang pappsatt ist. Das führt aber auch zu einer gewissen Entspanntheit. Die Fahrt auf der Ringstraße gleicht einem Wellnessprogramm. Immer wieder lege ich kleine Pausen ein und erkunde die Umgebung der zahlreichen Rastplätze. Hier finden sich mit die besten Motive auf meiner Reise.

Nach nur kurzer Fahrzeit erreiche ich Kirkjubaearklaustur. Nur wenige Kilometer hinter dem Ort mit dem unaussprechlichen Namen liegt ein beeindruckender Canyon, den ich unbedingt noch besuchen möchte: Fjaðrárgljúfur.

Um es kurz zu machen: Ich hab mir mehr davon versprochen. Keine Ahnung wieso und warum, ich bin jedenfalls nach einer kurzen Stunde direkt weitergefahren. Der Canyon ist, wie alles auf Island, extrem beeindrucken und von Mutter Natur PERFEKT in die Landschaft eingefügt worden. Für alle, die diesen Ort besuchen möchten: Es lohnt sich definitiv! Und für alle, die sich im Vorfeld fragen, wie man dort am Besten hinkommt: Man kann ohne Probleme mit dem Wohnmobil bis zu dem kleinen Parkplatz vorfahren. Dieser ist allerdings nicht sehr groß und in der Hauptreisezeit könnten dort auch schnell einige Reisebusse alles blockieren. Trotzdem ist die Straße dorthin ohne Weiteres mit dem Auto und dem Wohnmobil befahrbar. Auch wenn in diversen Internetforen und Straßenhinweisen etwas anderes steht.

Mein nächstes Ziel ist Vík í Myrdal und Dyrhólaey. Ich erreiche die berühmte Halbinsel am späten Nachmittag und spüre so langsam die Nachwehen der gestrigen, langen Wanderung in Skaftafell. Dyrhólaey ist ein Felsvorsprung welcher nach einem Vulkanausbruch entstanden ist und nun steil ins Meer ragt. Die Elemente haben im Laufe der Jahre eine runden Bogen hineingespült, welches ihm den entsprechenden Namen eingebracht hat. Dyrhólahey bedeutet nämlich frei übersetzt "Türlochinsel".

Ich genieße den Blick über die Reynisfjara hinüber zu den steinernen Trollen. Der Strandabschnitt gilt mit zu den berüchtigsten in ganz Island. Immerhin befindet man sich hier am südlichsten Zipfel der ganzen Insel wo der Atlantik ungebremst auf die Küste trifft. Mehrere Warnschilder weisen auf herabfallende Gesteinsbrocken und unberechenbare Wellen hin. Heute ist das Meer aber äußerst friedlich und die leichten Schleierwolken am Himmel sorgen dafür, dass die Sonne die schwarzen Felsen in ein magisches Licht einhüllt.

Überhaupt zeigt sich Island am heutigen Tag entspannt und relaxt. Es ist erstaunlich wie sehr sich das auf die Menschen und Touristen überträgt. Dyrhólahey ist ein Touristenmagnet, aber von Hektik ist hier absolut nichts zu spüren. Es liegt eine angenehme Ruhe und Gelassenheit in der Luft. Jeder lässt sich von Islands übermächtiger Natur anstecken.

Nach einem entspannten Spaziergang entscheide ich mich für ein paar Langzeitaufnahmen, wobei ich mehrfach Bekanntschaft mit den "unberechenbaren" Wellen des Atlantiks machen darf. Wie aus dem Nichts kommt plötzlich alle 10 Minuten eine gigantische Welle, welche den gesamten Strandabschnitt unter Wasser setzt. Je nachdem wo man sich gerade befindet, steht man schnell bis zu den Knien im kalten Atlantikwasser. Bei rauher See sollte man sich also von diesem Ort möglichst fern halten.

Ich begebe mich wieder zurück nach Vík í Myrdal um mein Quartier für die Nacht zu beziehen. In dem kleinen Ort liegt der Campingplatz unterhalb der berühmten kleinen Kirche, direkt an der Ringstraße. Von meinem Stellplatz aus habe ich die beste Sicht auf die Küste und die berühmten steinernen Trolle. Während ich den Campingplatz nach einer funktionierenden Steckdose für mein Wohnmobil absuche, bemerke ich plötzlich wie die untergehende Sonne den Himmel mit einem wundervollen Abendrot versorgt. Ich schnappe blitzschnell meine Kamera und renne vom Campingplatz aus über eine Wiese direkt zum Strand.

Ich wiederhole mich wahrscheinlich, aber dieses Land ist einfach unglaublich. Es stellt Dich auf die Probe und zwingt manchmal nahezu in die Knie. Im nächsten Moment belohnt es Dich aber für alle Mühen. Vergessen sind die ersten Schlechtwetter-Regentage, in denen ich mich in extremer Geduld üben musste. Island hat sich inzwischen mehr als ausreichend dafür arrangiert. Und immer wenn man meint, dass kaum noch besser werden kann, dann zieht dieses Land alle 4 Asse gleichzeitig aus dem Ärmel.

So war es für mich an diesem Abend, als ich nur mit der Kamera hinunter zum Strand gelaufen bin. In so einem Moment, mit diesem Sonnenuntergang an diesem Ort zu stehen, dass sind die Momente die eine solche Reise ausmachen. Nachvollziehen kann das wohl nur jemand, der ebenfalls dort gestanden hat Das sind die Momente, die man niemals mehr im Leben vergisst. Das sind diese Momente, die sich ins Buch der Erinnerungen einbrennen und ein ganzes Leben nachwirken können.

Created By
Dominik Neesen
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